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Chemical Leasing

Für Leistung statt für Chemikalie bezahlen

28.02.2024

Nicht mehr für ein Produkt, sondern für einen Nutzen bezahlen – die Firma Sanitized AG ist Pionierin im sogenannten Chemikalienleasing in der Farbindustrie und prüft derzeit die Praxistauglichkeit.

Zusammen mit den Kunden entwickelt Sanitized ein neues Geschäftsmodell, das sich an der Leistung statt der Menge orientiert. (Bild: Sanitized AG)

Sanitized stellt unter anderem Biozide her, die in Farben als Konservierungsmittel zum Einsatz kommen. Sie verhindern, dass die Farben durch Bakterien oder Pilze verderben. Ziel von Sanitized ist es, den Biozideinsatz zu reduzieren und dennoch die Konservierung gegenüber Farbherstellern zu garantieren. Das Chemikalienleasing stellt hier einen interessanten Lösungsansatz dar: Die Kunden, in diesem Fall die Farbhersteller, bezahlen nicht mehr für die eigentliche Chemikalie, sondern für ihren Nutzen. Das Geschäftsmodell beruht also nicht darauf, möglichst viele Biozide zu verkaufen, sondern nur so viel, wie für die Konservierung notwendig ist.

Gemeinsam mit den Reffnet-Beratenden Walter Weiler und Simone Rieder arbeitete das Sanitized-Team das Chemikalienleasing-Angebot aus:

  1. Analyse des Hygienebereichs:
    Das Unternehmen analysiert mit den Farbherstellern den gesamten Produktionsprozess: Wo gibt es Hotspots, an denen Bakterien in die Farbe eindringen können? Indem bei diesen Produktionsschritten die Hygiene optimiert wird, lässt sich der Einsatz von Bioziden senken.
  2. Veränderung der Rezepturen:
    Gemeinsam mit dem Kunden prüft Sanitized die Rezepturen der Farben und kann so die Konzentration von Bioziden verringern.
  3. Implementation eines Controllings:
    Sanitized und die Farbproduzenten legen messbare Ziele fest und überwachen neu beispielsweise die Anzahl Beanstandungen in der Farbproduktion oder Daten zum Biozideinsatz. In diesen Zusammenhang sind auch Schulungen von Mitarbeitenden geplant.
  4. Einführung neuer Verträge:
    Die Umstellung auf das Modell des Chemikalienleasings erfordert ein neues Preismodell. Statt Preise pro Kilogramm Biozid enthalten die Verträge neu klar definierte Leistungen und einen Preis pro Einheit produzierter Farbe.

Für eine gelungene Umstellung auf das Chemikalienleasing ist eine transparente Kommunikation mit den Käufern zu Beginn von zentraler Bedeutung. «Es gilt, sie für eine neue Perspektive zu begeistern, obwohl der Status quo eigentlich funktioniert», blickt Marco Bichsel, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Sanitized, zurück. Das erfordert einige Überzeugungsarbeit: «Die Kunden werden mit diesem Geschäftsmodell zu Partnern und wir übernehmen gemeinsam Verantwortung», so Bichsel.
Noch befindet sich das Unternehmen in einer Pilotphase. «Wir haben positive Rückmeldungen erhalten und sind zuversichtlich, dass wir in den nächsten Wochen Pilotverträge abschliessen können», sagt Bichsel. Danach können wir die eingesparten Umweltbelastungspunkte oder CO2-Äquivalente berechnen und so eine Potentialabschätzung aus Umweltperspektive für das Chemikalienleasing machen. Bis dahin bedarf es noch etwas Zeit und Ausdauer. «Es ist wichtig, am Thema dranzubleiben», so Bichsel. «Die Reffnet-Beratenden haken regelmässig nach, was hilft.»

Durch ein Controlling wird sichergestellt, dass eine wirkunsgsvolle Konservierung trotz reduziertem Einsatz von Bioziden eingehalten wird. (Bild: Sanitized AG)

Das Unternehmen SANITIZED AG stellt antimikrobielle Produkte für verschiedene Branchen wie beispielsweise die Textil-, Kunststoff-, Farb- und Lackindustrie her. Die Lösungen sollen dazu beitragen, das Wachstum von Mikroorganismen wie Bakterien, Pilzen und Algen zu hemmen und so die Lebensdauer und Hygiene der behandelten Materialien zu verbessern.