Kreislaufwirtschaft
Baubranche: Digitalisierung trifft Kreislaufwirtschaft
24. Oktober 2025
Die Baubranche und insbesondere der Stahlbau gelten als ressourcenintensiv. Eine möglichst lange Verwendung von Stahlelementen ist deshalb sinnvoll. Marti Technik AG hat dank einer Reffnet-Beratung Ansätze gefunden, Materialien länger zu nutzen und erzielt damit eindrückliche Resultate.

Marti Technik AG, ein Technologie- und Ingenieurunternehmen der Marti-Gruppe mit Sitz in Moosseedorf, ist auf Baustelleninfrastruktur spezialisiert. Sie sorgt dafür, dass Baustellen sicher und effizient zugänglich sind, etwa im Tunnelbau durch den Abtransport von Materialien. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem Förderanlagen – riesige, tonnenschwere Transportinfrastrukturen. Diese bestehen zu einem grossen Teil aus Stahlelementen und enthalten leistungsstarke Getriebemotoren. «Diese Förderanlagen sind sehr ressourcen- und energieintensiv. «Deshalb war unser Ziel, diesen Bereich genauer unter die Lupe zu nehmen und eine Auslegeordnung bezüglich Nachhaltigkeit zu machen,» erklärt Stefan Böhlen, Leiter Qualität, Sicherheit und Umwelt bei Marti. Für eine fundierte Beurteilung brauche es vor allem Kennzahlen zu möglichen Einsparungen im Umweltbereich, aber auch zu den Kosten. «Hier sind wir auf externe Fachpersonen angewiesen, die genau hinschauen und aufzeigen, was aus Nachhaltigkeitssicht sinnvoll ist», so Böhlen.
An diesem Punkt kam Reffnet ins Spiel. An einem Workshop holte die Beraterin Almut Sanchen alle Beteiligten – von der Akquisition über die Lagerbewirtschaftung bis hin zur Montage – an einen Tisch. «Mit gezielten Fragen, die wir uns selbst noch nie gestellt hatten, strukturierte Frau Sanchen die relevanten Prozesse und fasste sie übersichtlich zusammen», blickt Böhlen zurück. Die Aufgabe einer externen Beratung sei es, das grosse Ganze zu erkennen, betont Sanchen: «Mit meiner Aussenperspektive versuche ich jeweils detektivisch herauszufinden, was wichtige Abläufe sind, und diese systematisch darzustellen.» So kristallisierten sich nach und nach Potenziale heraus, und zwar in den Bereichen Wiederverwendung und Lagerung von Infrastrukturelementen.
Software bringt Klarheit über Lagerbestände
Kernstück der Massnahmen war die Digitalisierung des Lagersystems mittels einer Software. Bisher hatte die Firma nur einen groben Überblick, welche Maschinen und Materialien an den vier Lagerstandorten überhaupt vorhanden waren. Die Folge: Zahlreiche Lagergüter wie Stahlelemente oder Motoren wurden nicht optimal genutzt und gelangten bei neuen Projekten nur unzureichend zurück in den Kreislauf. «Dabei wäre beispielsweise Stahl sehr lange haltbar und liesse sich unzählige Male wiederverwenden», sagt Böhlen.
Durch die systematische Erfassung der Infrastruktur erhielt das Unternehmen erstmals einen detaillierten Überblick über sein Lagerinventar. «Wir waren überrascht, wie viel Material wir insgesamt lagerten», erinnert sich Böhlen. Gleichzeitig machte die Digitalisierung transparent, welche Wege einzelne Komponenten zurückgelegt hatten. So zeigte die Reffnet-Beratung etwa, dass ein Getriebemotor in Norwegen, Österreich, Italien und der Schweiz eingesetzt wurde, bevor er aktuell im Gotthard-Tunnel verwendet wird. Dadurch lassen sich Rückschlüsse zur Nutzungsdauer ziehen. Damit die Anlagen am Ende ihres Einsatzes fachgerecht demontiert, gewartet und gelagert werden können, erarbeitete das Team ausserdem ein Handbuch für die Mitarbeitenden.
«Mit gezielten Fragen, die wir uns selbst noch nie gestellt hatten, strukturierte die Reffnet-Beraterin Frau Sanchen die relevanten Prozesse und fasste sie übersichtlich zusammen.»
Stefan Böhlen, Leiter Qualität, Sicherheit und Umwelt bei Marti Technik AG
Transparenz als Entscheidungsgrundlage
Die Beratung ermöglichte es dem Unternehmen, sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Einsparungen zu erzielen. «Durch die Bestandesaufnahme stellten wir fest, dass wir 500 Tonnen Stahl lagerten, die nicht mehr verwendbar waren und deshalb direkt dem Recycling zugeführt werden konnten», berichtet Böhlen. «Auch bei den Motoren verschaffte uns die gewonnene Transparenz eine Entscheidungsgrundlage: Welche lohnen sich für eine weitere Nutzung, welche nicht?» Insgesamt lassen sich dadurch jährlich rund 3,8 Milliarden Umweltbelastungspunkte einsparen. Das entspricht der Umweltauswirkung, die etwa 147 Schweizerinnen und Schweizer innerhalb eines Jahres durch ihren Konsum im In- und Ausland verursachen.
Nicht nur die Umwelt profitiert
Die Massnahmen entlasten nicht nur die Umwelt, sondern bringen auch dem Unternehmen und der Kundschaft finanzielle Vorteile. So konnte beispielsweise durch das Recycling des gelagerten Stahls ein Lagerplatz komplett aufgelöst werden, was Marti einmalig 250 000 Franken einsparte. Lässt sich zudem eine Infrastruktur als Occasion weiterverkaufen, ist das für das Unternehmen lukrativ. «Wir gehen von zusätzlichen Einnahmen von jährlich rund 180 000 Franken aus», so Böhlen. Auch die Kundschaft profitiert von solcher Sekundärinfrastruktur, da sie günstiger ist als eine Neuanlage. Hinzu kommt, dass international zunehmend CO2-Nachweise verlangt und Abgaben erhoben werden. «Die Verwendung von gebrauchten Anlagen schneidet diesbezüglich viel besser ab und kann somit zu einer zusätzlichen Kostenreduktion beitragen», erklärt Böhlen. «Eine klassische Win-Win-Situation.»
Eine Herausforderung ist aktuell noch, dass es Kunden gebe, die keine Sekundärinfrastruktur möchten. «Denn manchmal braucht es Anpassungen im Projekt, damit Standardteile verwendet werden können», erklärt Böhlen. Um der Kundschaft die ökologischen und ökonomischen Vorteile von Occasionsmaterial aufzuzeigen, werden Böhlen und sein Team die Software laufend verbessern. Denn für ihn steht fest: «Ist einem Unternehmen nicht bewusst, was Massnahmen konkret bringen, werden sie kaum umgesetzt.» Die Reffnet-Beratung hat hier für Marti Technik Klarheit gebracht. «Ich kann die Beratung deshalb nur empfehlen.»

Umweltwirkung
| Massnahme | UBP-Reduktion | CO2eq-Reduktion | Kosteneinsparung |
|---|---|---|---|
| Digitalisierung der Lagerwirtschaft | 3.8 Mrd. UBP pro Jahr | 1873 Tonnen pro Jahr | Einmalig: CHF 250’000 Jährlich: CHF 180’000 |
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