Ein Jahrzehnt im Dienste der Ressourceneffizienz
18.06.2024
Reffnet feiert dieses Jahr das zehnjährige Bestehen. Geschäftsführer Frédéric Michaud und Reffnet-Experte Rainer Züst verraten, wie sich die Beratungen über die Zeit entwickelt haben und was für die Zukunft geplant ist.
Reffnet: Für alle, die Reffnet noch nicht kennen: Wie würden Sie Reffnet in Kürze beschreiben?
Frédéric Michaud (FM): Reffnet ist für mich eine Drehscheibe zwischen KMU, dem Markt, Gemeinden und dem Bund, der das Netzwerk mitfinanziert. Aktuell besteht es aus rund 40 Expertinnen und Experten aus 24 verschiedenen Branchen. Ziel ist es, Firmen und Gemeinden Know-how zu den Themen Materialeffizienz, Kreislaufwirtschaft oder Food Save anbieten zu können.
Rainer Züst (RZ): Reffnet ist für mich ein Netzwerk, das Firmen bei einer konkreten Fragestellung Impulse zur Ressourceneffizienz gibt. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Know-how-Transfer.
Wieso braucht es Reffnet nach 10 Jahren noch?
FM: Dafür gibt es für mich ökologische, ökonomische und soziale Gründe. Die Ressourcenknappheit ist ein Fakt und verlangt ein Umdenken bei der Herstellung und im Umgang mit Produkten. Eine geringere Rohstoffabhängigkeit führt zu ökonomischen Vorteilen. Aus gesellschaftlicher Sicht haben wir eine Verantwortung gegenüber dem Ausland, denn rund 2/3 der Gesamtumweltbelastung der Schweiz fallen im Ausland an. Diese Auswirkungen adressiert Reffnet mit seinen ganzheitlichen Beratungen. Und schliesslich fragen Kundinnen und Kunden zunehmend Produkte nach, die umweltschonend hergestellt wurden.
Gehen wir nun zurück in die Vergangenheit: Sie, Rainer Züst, sind bereits seit dem Anfang im Jahr 2014 dabei. Was hat Sie damals motiviert, bei Reffnet mitzuwirken?
RZ: Ich war selbst vor allem in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie) tätig, wo Umweltthemen oft nicht im Zentrum stehen. Zu dieser Zeit gab es kaum Leute, die zum Beispiel schauten, wie man eine Maschine noch effizienter machen könnte. Das hat mich gereizt, als Reffnet-Experte Beratungen umzusetzen. Denn eine neue Technologie nützt nichts, wenn sie niemand in eine Firma einbringen kann. Reffnet ist hier als Förderprogramm ein Türöffner: Zusammen mit einer Firma konnte ich für drei Tage an einem konkreten Problem arbeiten und neue Ideen einbringen.
Wo lag der Fokus der Beratungen zu Beginn?
RZ: Wir sind mit der MEM-Industrie gestartet und haben geschaut, wie man die Wertigkeit von Materialien erhalten kann. Zum Beispiel in dem man verhindert, dass verschiedene Wertstoffe vermischt werden, damit es nicht zu einem Downcycling kommt. Kreislaufwirtschaft und Ecodesign waren damals bereits wichtige Stichworte.
Und wie haben sich die Beratungen aus Ihrer Sicht mit der Zeit verändert?
RZ: Der Rahmen hat sich über die Jahre erweitert. Angefangen bei der Optimierung von Maschinen, über Materialflussanalysen hin zur Verbesserung von Qualität und Effizienz, genannt «Lean Six Sigma». Letzteres ist ein wichtiger Punkt, denn es reicht nicht, nur grün zu sein. Ein Unternehmen muss grün und effizient sein, sonst wird es auf dem Markt schwierig.
Bleiben wir noch kurz bei den Beratungen: Gab es Themen, die bei verschiedenen Firmen immer wieder auftauchten?
RZ: Jede Firma ist bezüglich des Produkts, Markts oder Technologien spezifisch. Was ich aber immer wieder feststellte ist, dass Unternehmen oft die Systemgrenzen zu klein definieren und einen zu engen Fokus setzen. Ein Beispiel: Eine Firma wollte bei einem Produkt auf ein umweltfreundlicheres Material setzen, da das bestehende nicht ideal schien. Nach der Beratung zeigte sich jedoch, dass durch ein besseres Produktedesign das Material selbst nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Es brauchte ein Loslösen vom Bestehenden. Ein externer Experte hat den Aussenblick, kann das grosse Ganze erfassen und die richtigen Fragen stellen.
Wo liegen aktuelle Herausforderungen für Firmen und Gemeinden, welche Bedürfnisse haben sie und wie unterstützt Reffnet?
FM: Viele Firmen haben sich Ziele gesetzt und möchten zum Beispiel klimaneutral werden. Oft fehlt ihnen die Fachkompetenz für die konkrete Umsetzung. Hier bietet Reffnet Hand: Wir geben Firmen und Gemeinden Orientierung und schlagen individuelle Massnahmen inklusive potenziell eingesparter Umweltbelastung vor.
Neben selbst gesteckten Zielen gibt es natürlich auch gesetzliche Neuerungen, die eingehalten werden müssen. Reffnet hilft, Gesetze oder Richtlinien in die Praxis zu übersetzen.
Die Firmen profitieren von externem Know-how und kostenlosen Beratungen. Wie können Sie umgekehrt als Experte von Reffnet profitieren?
RZ: Die Diversität der Fragestellungen ist sehr spannend. Über die Zeit konnte ich so einen grossen Erfahrungsschatz aufbauen. Das ist bei Beratungen nützlich, indem ich neue Situationen schnell einschätzen kann. Zudem treffen im Austausch innerhalb des Netzwerks unterschiedliche Sichtweisen aufeinander – ein wichtiger Treiber von Innovationen.
Werfen wir zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft: Wie möchte sich Reffnet weiterentwickeln?
FM: Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft erfordern aufgrund ihrer Komplexität zunehmend vernetztes Wissen und Zusammenarbeiten. Deshalb möchte Reffnet neben den klassischen Beratungen eine Community aufbauen, alle Akteure vernetzen und weitere Angebote anbieten. Wir sind überzeugt, dass durch solche Austausche Innovationen und neue Projekte entstehen können, von denen wiederum die Reffnet-Community profitieren wird.